Während der Darts-Boom in Bayern für eine Welle an Neugründungen sorgt, richten wir heute den Blick auf das Fundament unseres Sports: die Vereine, die seit Jahrzehnten die Fahne hochhalten. Was passiert, wenn Leidenschaft und Vision zu einem mutigen Neuanfang führen? Genau das zeigt die Geschichte des Vilstal Devils e. V. aus Vilsbiburg.
Vor 20 Jahren hat sich der Verein von einem bestehenden Club abgespaltet, um einen eigenen Weg zu gehen – ein Weg, der sich als goldrichtig erwiesen hat.
Heute sind die Vilstal Devils eine feste Größe und ein Musterbeispiel für nachhaltige Vereinsarbeit. Wir haben mit ihrem 1. Vorstand, Uli Aschenbrenner, über die turbulenten Anfänge und das Erfolgsrezept aus zwei Jahrzehnten Dartsport gesprochen.
Servus Uli. Dein Verein blickt mittlerweile auf eine beeindruckend lange Zeit im Dartsport zurück! Kannst du uns mit auf eine kleine Zeitreise nehmen? Was war damals der Funke oder die Idee, die zur Gründung eures Vereins führte?
Servus Miche. Klar, gerne. Grundlegend war die Abspaltung von einem bestehenden Verein, der aus verschiedenen Gründen das Lokal verlassen wollte. Diese Entscheidung wollten einige nicht mittragen und im Gasthaus „Feuchtes Eck“ bleiben. Zudem war im Vorfeld vom Herbergswirt die Steeldartanlage nach den aktuellen Vorgaben umgebaut worden. Da entstand der Gedanke einer Vereinsneugründung und der Wunsch, einen eigenen Weg zu gehen.
Wie sah die Darts-Szene in eurer Region und in Bayern aus, als ihr gestartet seid?
Steeldart war als Kneipensport bekannt wie Kickern zum Beispiel. Damals wie heute wird, je südlicher man sich im deutschsprachigen Raum bewegt, viel E-Darts gespielt. Es gab aber auch vor 20 Jahren schon Steeldartvereine in der Region. Dass Steeldart jedoch auch damals schon im Ligabetrieb sogar bis zur Bundesliga gespielt wurde, war weniger bekannt. Im Großen und Ganzen genoss Darten lange Zeit einen eher „zweifelhaften“ Ruf.
War Darts damals schon populär oder eher eine Nischensportart für wenige Enthusiasten?
Wie eben genannt war es weniger populär und mehr als „Saufsport“ abgetan, auch von den Medien wurde es bei Weitem noch nicht so gepuscht wie heutzutage. Ich kann mich erinnern, dass es 2014 schon etwas besonders war, im Regionalfernsehen einen Beitrag über uns zu sehen.
Der Darts-Hype nimmt inzwischen seit einigen Jahren exponentiell zu, was in den Vereinen und ja auch im Verband deutlich spürbar ist.
Wer waren die treibenden Kräfte und Gründungsmitglieder eures Vereins?
Der Grundgedanke stammte von Franz Loidl jun., dem Sohn des Inhabers der Spielgaststätte. Er gab den Anstoß für eine Vereinsneugründung und dieser Idee folgten sofort weitere Spieler. Eine große Hilfe war in dieser Zeit auch Sonja Haller, ihres Zeichens zu der Zeit DVO-Präsidentin. Sie unterstützte viel bei den bürokratischen Hürden. So konnte gemeinsam aus einem Traum, der anfangs groß und kaum umsetzbar schien, dieser großartige Verein gegründet werden, der bis heute besteht und nach wie vor im „Feuchten Eck“ sein Zuhause hat.
Sechs der Gründungsmitglieder sind auch heute noch im Verein, vier davon durchgehend seit 2005. Hier sind neben Franz Loidl jun, natürlich unser Herbergswirt Franz Loidl sen., Tom Aschenbrenner und Tom Sandner zu nennen. Ich durfte sie dieses Jahr mit der BLSV Ehrennadel in Silber für 20 Jahre Mitgliedschaft ehren.
Mit welchen Visionen und Zielen seid ihr damals angetreten, und mit welchen ersten Herausforderungen hattet ihr zu kämpfen – sei es bei der Mitgliederfindung, der Suche nach einer Spielstätte oder der allgemeinen Akzeptanz des Dartsports?
Anfangs wurden die Ziele erstmal klein gesteckt. Nachdem die Neugründung mit Hilfe von den richtigen Leuten gut über die Bühne gebracht werden konnte, galt es, um die erfahrenen Darter eine gute Struktur aufzubauen und einen eigenen Weg zu finden. So konnten schnell weitere neue Mitglieder gefunden werden, die Teil des Vereins sein wollten. Eine Spielstätte hatten wir von Anfang an. Unser harter Kern ist seit Jahren stabil und auch darauf sind wir stolz.
Wenn du auf eure Historie zurückblickst: Welche waren die prägendsten Meilensteine, größten Erfolge oder vielleicht auch entscheidende Wendepunkte für euren Verein?
Hier fallen mir sofort zwei Highlights ein: das DVO-Pokalfinale Vilstal Devils 1 (damals Landesliga) gegen den Vizemeister der Bundesliga Black Birds Kelheim 1 am 12.7.2014 und der Aufstieg in die Bayernliga 2015.
Außerdem feiern wir dieses Jahr unser 20jähriges Jubiläum, was ebenfalls ein Meilenstein in unserer Vereinsgeschichte ist und mich sehr freut.
Wie hat sich euer Verein über die Jahrzehnte verändert und weiterentwickelt – beispielsweise in Bezug auf Mitgliederstruktur, sportliche Ausrichtung, das Vereinsheim oder auch die Organisation interner Abläufe?
Wir hatten über Jahre hinweg ein bis zwei Teams. Seit 2024 haben wir drei Teams in den Ligen am Start.
Der sogenannte harte Kern ist wie gesagt seit Jahren stabil. Viele Mitglieder sind schon über viele Jahre Teil der Devils und unserem Vereinsheim sind wir seit der Gründung treu geblieben. Ich selbst bin seit 2007 Devil und seit 2009 1. Vorstand. Es ist mir wichtig, Kontinuität im Vereinsgeschehen beizubehalten und gleichzeitig auf dem aktuellen Stand zu bleiben und sich weiterzuentwickeln. Nicht zuletzt darum bin ich auch seit etlichen Jahren im DVO-Präsidium aktiv.
Viele Vereine erleben Höhen und Tiefen, manche verschwinden wieder. Was ist euer Geheimnis oder euer Erfolgsrezept, um über einen so langen Zeitraum nicht nur zu bestehen, sondern auch kontinuierlich erfolgreich zu sein und ein aktives Vereinsleben zu pflegen?
Ich glaube, das Wichtigste ist, die Chemie muss stimmen. Gemeinsam eine gute Zeit zu verbringen und zusammen Spaß zu haben beim Darten – das gilt im Training wie bei Turnieren und genauso mit gegnerischen Teams im Ligabetrieb. Da haben sich viele Freundschaften entwickelt.
Außerdem der Zusammenhalt in den einzelnen Teams und im Verein. Da sind die Spieler der Zweiten und Dritten zum Zuschauen bei der Ersten da, die der Ersten und Dritten feuern die Zweite an und auch die Dritte hat Publikum aus den eigenen Reihen.
Keiner verliert gern, aber es gehört dazu: Niederlagen gemeinsam zu tragen und sich gegenseitig zu unterstützen und Erfolge gemeinsam zu feiern. Wir sind miteinander bis in die Bayernliga aufgestiegen und auch wieder gemeinsam ab – „Esprit de Corps“.
Nach so vielen erfolgreichen Jahren – welche Ziele und Visionen verfolgt ihr heute für die Zukunft eures Vereins?
„Devils stand together“ – gemeinsam sind wir teuflich gut 😊
Natürlich ist uns der sportliche Erfolg wichtig, gleichzeitig soll sich jeder wohlfühlen und immer das Beste versuchen.
Wie stellt ihr sicher, dass der Verein auch für kommende Generationen von Dartspielern attraktiv und erfolgreich bleibt?
Wie oben beschrieben: Kontinuität und Fortschritt, gemeinsam Spaß am Dartsport, zusammenstehen, ein offenes Ohr haben und im Gespräch bleiben.
Mit welchen spezifischen Herausforderungen sieht sich ein langjährig etablierter Dartverein heutzutage konfrontiert?
Immer weniger wollen oder können sich arbeitstechnisch gesehen ehrenamtlich engagieren und die, die es tun, werden über kurz oder lang überlastet. Darum ist es wichtig, Leute im Verein zu haben, die sich engagieren und einbringen wollen.
Hinzu kommt die zunehmende Bürokratie (z. B. Steuererklärungen; jährliche Änderungen bei der BLSV Meldung, …; Versicherungen; aber auch verschiedene neue Ordnungen & Regelungen und diverse gehypte Neuerungen). Das kostet manchmal echt Nerven. Es ist nicht nur Pfeile werfen – es steckt vieles dahinter und ich als Vorstand bin bemüht, vieles abzufangen, damit meine Devils sich aufs Darten konzentrieren können.
Sind das andere Probleme als bei Neugründungen, oder haben sich die Problemstellungen im Laufe der Zeit einfach gewandelt (z.B. Nachwuchsförderung, Modernisierungsbedarf, Umgang mit dem aktuellen Boom)?
Ich denke schon, dass sich das „Umfeld“ im Laufe der letzten 20 Jahre ziemlich verändert hat. Natürlich bringt dies ein Für und Wider mit sich. Man will ja auch mit der Zeit gehen. Nichtsdestotrotz: Es ist und bleibt ein Hobby für uns und keiner verdient sich damit seinen Lebensunterhalt. Wir wollen halt einfach darten.
Ihr habt den Dartsport in vielen verschiedenen Phasen erlebt. Wie bewertest du als langjähriger Vorstand den aktuellen, massiven Boom in Bayern?
Das kann Vor- und Nachteile haben. Mal abwarten, wie sich das alles entwickeln wird – bleibt das Interesse der Gesellschaft an der Sportart bestehen oder flacht es wieder ab? Das wird die Zeit zeigen. Grundsätzlich hilft der Medienrummel dem Dartsport an sich, vom Image „Saufsport“ wegzukommen. Zudem finden sich viele neue Gesichter in der Dartszene und auch der allgemeine Niveauanstieg im Ligabetrieb dürfte allen positiv auffallen.
Siehst du darin vor allem Chancen oder vielleicht auch Risiken für etablierte Strukturen wie eure?
Ein Risiko wäre wohl, wenn manche mitschwimmen auf der Hype-Welle, vielleicht dazu tendieren, sehr ehrgeizig und erfolgssuchend zu sein oder dann wiederum schnell das Interesse verlieren und verschwinden. Oder dass es schwierig sein kann, eine innige, familiäre Vereinsstruktur zu erhalten.
Die größte Chance sehe ich darin, dass die Leute den Spaß am Dart und der Dartscommunity entdecken und vielleicht auch ihr Talent und dann dabeibleiben und langfristig Interesse haben.
Wie schafft ihr es in eurem Verein, die Erfahrung und Tradition langjähriger Mitglieder mit den frischen Ideen und Bedürfnissen neuer, vielleicht auch jüngerer Mitglieder zu verbinden und so eine Brücke zwischen den Generationen zu schlagen?
Mit viel Kommunikation, miteinander im Gespräch bleiben, ein offenes Ohr haben, Neues probieren, Gemeinschaft stärken durch gemeinsame Erlebnisse (Weihnachtsfeiern, Sommerfeste, Zusammenkünfte außerhalb des Dartens, etc.).
Zum einen „never change a running system“ und zum anderen aber neuen Ideen gegenüber aufgeschlossen sein. Es gibt uns jetzt 20 Jahre, da können wir nicht so viel falsch gemacht haben 😉
Wenn du anderen Dartvereinen in Bayern – egal ob frisch gegründet oder schon länger dabei – einen wichtigen Rat für ein langes, gesundes und erfolgreiches Vereinsleben geben könntest: Welcher wäre das?
• Bei uns gibt’s auch im privaten Bereich Verknüpfungen der einzelnen Vereinsmitglieder untereinander, sei es Freundschaften oder auf familiäre oder berufliche Weise. Das ergibt selbstverständlich nochmal einen ganz anderen Background. Aus Freundschaften entstehen kompakte und erfolgreiche Mannschaften.
• Gemeinsame Interessen (allen voran Darts 😉) – habt Spaß dran!
• Die Chemie muss stimmen. Lieber familiär und kleiner als zig Mannschaften, die keine Berührungspunkte haben.
Eine abschließende Botschaft an die bayerische Darts-Community?
Habt gemeinsam Spaß, bei dem was Ihr tut – tragt Erfolge und Niederlagen miteinander – das Team gewinnt, das Team verliert.
Let´s play darts & love the game 😊
Uli Aschenbrenner, 1. Vorstand Vilstal Devils e. V. Vilsbiburg
In Zusammenarbeit mit Franz Loidl jun., Christian Valentin, Hannes Kröger und Martin Lechner!
Dein Verein hat eine spannende Geschichte zu erzählen? Dann schreib uns deine Idee an geschaeftsstelle@bdv.bayern!
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