Der Dartsport boomt in Deutschland – und vor allem in Bayern beim Bayerischen Dart-Verband!

Zur kommenden Saison haben wir bayernweit bereits mehr als 32 neu gegründete Dartvereine und -abteilungen gemeldet bekommen – ein klarer Beleg für die steigende Popularität. Zwar müssen wir da die Ligastrukturen, zumindest in den untersten Klassen der Bezirke, nochmals etwas anpassen, aber für die Professionalisierung im bayerischen Dartsport sind wir bekanntermaßen die Experten.

Stellvertretend für diese spannende Entwicklung und den Boom haben wir die Sauwa Kickers 03 e.V. aus Vohburg gefragt: Warum gründet ein Fußballverein plötzlich eine Darts-Sparte? Thomas Wibmer, 1. Vorsitzender, stand uns Rede und Antwort über die Gründe und die Faszination hinter dieser Entscheidung.

 

Die Sauwa Kicker 03 e.V. sind ja seit 22 Jahren eine feste Größe im Vohburger Fußball. Nun wagt ihr als Verein den Schritt in eine neue Disziplin: Darts. Angesichts des boomenden Dartsports in Bayern, mit rund 32 neu gegründeten Vereinen oder Abteilungen, steht ihr stellvertretend für eine spannende Entwicklung. Wir freuen uns, heute mit dir darüber zu sprechen.
Thomas, die Sauwa Kicker 03 e.V. sind tief im Fußball verwurzelt. Was war der ausschlaggebende Impuls oder der genaue Moment, der dich und den Verein dazu bewogen hat, die bewährte „Grundsubstanz Fußball“ aufzubrechen und eine Darts-Abteilung zu gründen?

Dazu müssen wir etwas ausholen. Darts ist bei uns im Verein schon viel länger eine Tradition. Wir spielen seit mehr als 15 Jahren Darts bei uns. Das erste gelistete interne Turnier datiert vom März 2010, davor haben wir schon immer bei mir zu Hause unter Freunden – vor allem im Winter in der Fußball-freien Zeit – gespielt. Die Gründung der Darts-Abteilung lag jetzt, durch die tolle Möglichkeit beim Franz Strasser, auf der Hand. Wir Vorstände haben uns gesagt „jetzt oder nie“. Zusammenfassend kann man sagen, dass es ein Miteinander bzw. Hand in Hand zwischen der Fußball-„Abteilung“ und der Darts-Abteilung geben soll.

 

 

Der Dartsport erlebt einen Hype, nicht nur weltweit, sondern ganz besonders hier in Bayern. Inwieweit hat dieser allgemeine Trend deine Entscheidung beeinflusst?

Natürlich beobachten wir als Vereins-Verantwortliche die Trends und wollten uns dessen nicht verschließen. Durch unser Mitglied und zugleich Verbandsreferent Michael Amann haben wir dann das nötige KnowHow in den Verein gebracht und uns die Entscheidung leichter gemacht.

 

Wie wurde die Idee, eine Darts-Abteilung zu gründen, innerhalb des Vereins aufgenommen? Gab es Überzeugungsarbeit zu leisten, oder war die Begeisterung von Anfang an spürbar?

Dadurch, dass wir schon länger untereinander Darten und einmal/Jahr ein internes Darts-Turnier veranstalten, haben wir einige Darts-Begeisterte in unseren Reihen. Überzeugungsarbeit mussten wir deshalb nicht leisten. Wir haben aber unsere Mitglieder in einer außerordentlichen Mitgliederversammlung über die Gründung informiert und dieser auch in einer Abstimmung zustimmen lassen. Die Abstimmung war einstimmig dafür, was uns als Vorstände natürlich sehr gefreut hat.

 

 

Kannst du uns einen Einblick geben, wie die Gründung der Darts-Abteilung konkret ablief? Welche ersten Schritte waren notwendig, um von der Vision zur Realität, mit immerhin vier Dartscheiben und eigenem Vereinsheim, zu gelangen?

Der Gedanke reifte an unserem diesjährigen Darts-Turnier im März. Allerdings war die größte Hürde – wie vermutlich bei vielen Darts-Vereinen – die Örtlichkeit. Als uns der Franz Strasser dann seine Räumlichkeiten anbot, haben wir schnell Nägel mit Köpfen gemacht. Wir haben eine „Arbeitsgruppe Darts“ gegründet und rund um das KnowHow von Michael Amann alle Bestellungen in die Wege geleitet. Wir fangen in dieser Woche (KW22) mit der Montage an und sind guter Dinge, dass in wenigen Tagen unser Darts-Raum bespielbar ist. Vielen Dank an dieser Stelle auch an Steve Kürzinger, der uns den Raum in Vereinsfarben gestrichen hat.

 

Die Wahl des Vereinsheims in einer ehemaligen Spielothek ist interessant. Welche Vorteile bietet dieser Standort, und wie habt ihr ihn für den Dartsport hergerichtet?

Die Vorteile liegen auf der Hand: Zentral in Vohburg; neben einem Raum, der 4 Boards locker hergibt, haben wir eine tolle Bar, einen großen Gemeinschaftsraum mit Fernseher und Toiletten + Raucherraum auf einer Ebene. Die Lokalität ist für uns ein „6er im Lotto“!

 

Wie wird die neue Darts-Abteilung von den bestehenden Mitgliedern und der Vohburger Gemeinschaft angenommen? Gibt es schon erste Erfolge oder Anekdoten aus dem neuen Vereinsleben, die du teilen möchtest?

Bei uns im Verein durchweg positiv, neue Mitglieder konnten wir dadurch erst wenige generieren. Aber mit Fertigstellung der Räumlichkeiten und entsprechender Werbung sehen wir auch hier die Möglichkeit, der Vohburger Gemeinschaft einen Platz in unserem Verein zu bieten und eine tolle Möglichkeit, in einer tollen Gemeinschaft den Dartssport auszuüben.

 

Welches Potenzial siehst du in eurer Darts-Abteilung mittel- und langfristig? Welche sportlichen und gemeinschaftlichen Ziele habt ihr euch bei den Sauwa Kickers im Darts gesteckt?

Das Potential sehen wir darin, dass „ältere“ Mitglieder, die vielleicht nicht mehr wöchentlich auf dem Fußballplatz stehen können und wollen, unserem Verein treu bleiben und eben beim Darts weiterhin das „Sauwa Kicker – Motto“ leben. Unser Slogan ist „Fußball unter Freunden“ und so soll es dann auch bei den Dartern sein. Mittel- und Langfristig wird sich ergeben, hier setzen wir keine Ziele. Wenn eine gute Truppe regelmäßig dabei ist und Interesse hat, können und wollen wir uns auch für den Ligabetrieb melden. Aber alles ganz langsam. Die Abteilung muss erst einmal zusammenwachsen.

 

Jede Neugründung birgt Herausforderungen. Mit welchen Hindernissen oder Problemen hattet und habt ihr beim Aufbau der Darts-Sparte zu kämpfen (z.B. Mitgliederwerbung, Finanzierung, Integration in den Hauptverein, Akzeptanz)? Und wie geht ihr diese an?

Unser Verein hat mittlerweile 190 Mitglieder und es ist wunderschön zu sehen, wie alle hier mitziehen. Es gab intern keine kritischen Stimmen. Es ist ein Miteinander und wenn wir auf die Arbeitseinsätze blicken, ist hier jeder dabei. Fußballer, Darter, Passive Mitglieder. 
Die Finanzierung läuft über den Hauptverein. Wie und ob sich die Darts-Sparte mal selbst tragen kann/wird, steht in den Sternen.

 

Als Beobachter und nun auch aktiver Gestalter im bayerischen Dartsport: Was ist deine Prognose für die Entwicklung des Dartsports in Bayern in den nächsten Jahren? Und wie schätzt du die globale Entwicklung ein?

Ich glaube, die Entwicklung ist noch nicht am Ende. Wenn man die Preisgelder bei der WM oder der Premier League anschaut, diese Entwicklung ist einzigartig und geht jährlich nach oben. Und es zeigt, Darts gewinnt immer mehr an Bedeutung. Auf Deutschland bezogen: Es wäre schön, wenn ein Deutscher Spieler bei der WM mal ganz vorne mitmischt oder diese sogar gewinnt. Man hat in der 80er/90er Jahren den Tennis-Boom im Hinterkopf, als eine ganze Nation Boris Becker oder Steffi Graf sein wollte. Das würde den Sport hier nochmals massiv ankurbeln. Aber natürlich auch die Neugründung vieler Vereine trägt dazu bei. Deshalb sind wir froh, dass wir diesen Schritt gewagt haben.

 

Du kennst nun beide Welten sehr gut – den etablierten Fußball und den aufstrebenden Dartsport. Welche grundlegenden Unterschiede und vielleicht auch überraschende Gemeinsamkeiten siehst du in der Community, dem Zusammenhalt und der generellen Atmosphäre zwischen der Fußballwelt und der Dartswelt?

Ich beziehe mich jetzt auf unseren Verein – ich sehe bei uns keine Unterschiede. Wir stehen für Zusammenhalt und Spaß am Sport. Das soll und wird sich auch mit der Darts-Abteilung nicht ändern.

 

Nicht-professioneller Fußball und insbesondere Dartsport werden oft noch als „Biersport“ oder „Kneipensport“ wahrgenommen. Wie stehst du zu diesem stereotypischen Bild? Macht es dir etwas aus, oder siehst du vielleicht sogar eine Chance darin, beispielsweise um lockerer wahrgenommen oder gar unterschätzt zu werden?

Der „Weg“ von Sauwa Kicker passt hier sehr gut. Bei uns spielen junge und alte Menschen, Männer und Frauen zusammen, einfach, um Spaß zu haben. Der Verein wurde genau hierfür gegründet. Wer sich jetzt „professionell“ beweisen will, ist hier wahrscheinlich falsch. Wobei ich – auf den Fußball bezogen – sicher bin, dass wir gegen jede C-Klassen-Mannschaft gewinnen würden. 
Und klar, es soll locker sein und natürlich werden auch Bierchen getrunken. Aber das heißt ja nicht, dass wir dann die Scheibe nicht mehr treffen. Ich denke, den „Stempel“ Kneipensport bekommt Darts nur weg, wenn sich die Leute öffnen und dem Ganzen eine Chance geben. Bei uns ist jeder willkommen, auch, wenn er/sie keinen Alkohol trinkt. Andersrum werden wir das aber auch nicht verbieten, wenn jemand seine Bierchen trinken will. Wir als Sauwa Kicker haben uns der Gemeinnützigkeit verschrieben und haben durch unsere Aktionen in den letzten Jahren bereits knapp 20.000€ an gemeinnützige Zecke gespendet. U.a. für die Ukraine-Hilfe nach Kriegsausbruch, für die Mukoviszidose-Hilfe Südbayern und zuletzt für ELISA-Familiennachsorge.
Ich will damit nur zeigen, dass wir weit mehr als ein „Bierverein“ sind. Zudem haben wir sogar satzungsmäßig die Integration von Flüchtlingen aufgenommen und leben das auch aus. Integration durch Sport funktioniert immer – bestimmt auch beim Darts

 

Wie werdet ihr es schaffen, den sportlichen Ehrgeiz im Darts zu fördern, ohne die oft damit verbundene Geselligkeit zu verlieren, die ja auch ein wichtiger Teil der Dartkultur ist?

Der Ehrgeiz kommt ganz von alleine. Keiner will gerne verlieren. Und da Darts – anders als Fußball – eine Einzelsportart ist, kann jeder so gut werden, wie er will. Durch unsere tolle Location hat jedes Mitglied die Möglichkeit viel zu trainieren und sich zu verbessern. Auch interne Ranglisten bzw. Turniere sind geplant. Und wir erwähnt – sollten genügend Mitglieder Lust haben – werden wir uns im Ligabetrieb anmelden.

 

Was würdest du anderen traditionellen Sportvereinen raten, die vielleicht ebenfalls mit dem Gedanken spielen, dem Darts-Boom zu folgen und eine eigene Abteilung zu gründen?

Traut euch! Wir haben für uns gesagt: Wir haben nichts zu verlieren. Wir haben die Räumlichkeit – was natürlich großes Glück ist. Und jetzt gehts los.

 

Thomas, deine berühmten letzten Worte?

Hier passt ein Satz, den ich schon bei der außerodentlichen Mitgliederversammlung gesagt habe: „Wo Sauwa Kicker draufsteht, ist Sauwa Kicker drin!“
Das soll heißen: Die Gemeinschaft, die Freundschaft und der Zusammenhalt stehen im Mittelpunkt!
Danke für die Möglichkeit, etwas über Sauwa Kicker zu erzählen!